Ausgabe für Viola, Streicher und Basso continuo, bearbetete Ausgabe für Viola und Klavier, Klavierauszug mit Einzelstimme Viola.
Aus der Reihe »Quellenpublikationen aus dem Archiv der Sing-Akademie zu Berlin« Band 9.
Über
Markus (auch Marcus) Heinrich Grauel (oder Graul) ist nicht viel
bekannt. Der Lexikograf Ernst Ludwig Gerber (1746-1819) widmete ihm in
seinem ersten Lexikon einen kurzen Artikel: »Graul (Markus Heinrich)
Königl. Preuß. Cammermusikus und Violonzellist zu Berlin, geb. in
Eisenach, befand sich schon im Jahr 1766 an dieser Stelle. Er soll ein
geschickter und solider Conzertspieler und Komponist für sein Instrument
seyn. Ein Violonzellconzert von seiner Arbeit findet man in Mspt. in
den Musikniederlagen [= Musikverlage].«
Darüber hinaus gibt es nur sehr
wenige zeitgenössische Aussagen über Grauel. Als Charles Burney
(1726–1814) auf seiner Reise durch Europa 1772 auch Berlin besucht, hört
er Grauel in einem Konzert: »Herr Grauel […] spielte auch ein Concert
auf seinem Instrumente. Die Komposition war nicht besonders, seine
Ausführung war aber gut, ob er gleich nach der alten Art, den Bogen über
der Hand spielte.«
In den Lebensbeschreibungen berühmter Musikgelehrten und Tonkünstler von
Johann Adam Hiller (1728–1804) wird Grauel in der Beschreibung des
Strelitzer Konzertmeisters Johann Christian Hertel (1697/1699[?]-1754)
als dessen Schwiegersohn genannt. Laut Hiller war Grauel Mitglied der
Hofkapelle von Mecklenburg-Strelitz, bis diese 1753 aufgelöst wurde.
Bevor er am 1. Dezember 1763 in die preußische Hofkapelle aufgenommen
wurde, befand sich Grauel bereits als Cellist in den Diensten des Grafen
von Schaffgotsch. Da sich zwischen 1748 und 1756 die Anwesenheit eines
Kopisten namens Grau(e)l am preußischen Hof dokumentieren lässt, liegt
die Vermutung nahe, dass sich mehrere Personen dieses Namens dort
aufhielten.
Als Musiker der preußischen Hofkapelle oblagen Grauel offenbar auch pädagogische Aufgaben. Im Jahr 1799 verstarb er in Berlin.
Bei Hiller heißt es über Grauel: »Spielt sein Instrument sehr gut, und
setzet schöne Concerte und Solos für dasselbe.« Allerdings sind heute
nur noch sehr wenige Werke nachweisbar, und bei diesen ist die
Zuschreibung nicht sicher. Ob das mit »GRAVEL« bezeichnete,
generalbassbegleitete Viola-Solo in Breitkopfs 2. Supplement von 1767
von Grauel stammte, ist nicht mehr zu klären. Erschwerend kommt hinzu,
dass die Namensähnlichkeit der Brüder Carl Heinrich (1703/04–1759) und
Johann Gottlieb Graun (1702/03–1771), die als Kapellmeister und
Konzertmeister der preußischen Hofkapelle im selben Umfeld agierten,
vermutlich Fehlzuschreibungen begünstigte. Jedenfalls sind heute nur
noch sechs Werke unter dem Namen Grau(e)l bekannt: eine Sonate für
Violine und Cembalo in G-Dur, ein Violinkonzert in A-Dur, ein
Violoncellokonzert in A-Dur und drei Violakonzerte.
Die Komposition selbst zeigt einige stilistische Gemeinsamkeiten mit
Solo-Konzerten von Johann Gottlieb Graun, aber auch deutliche
Unterschiede. Auffällig ist z.B., dass für den Binnensatz ebenfalls die
Tonart der Außensätze gewählt wurde und dass er eine mehrteilige
Liedform aufweist. Zudem wäre das Konzert ungewöhnlich kurz für
Graunsche Verhältnisse. Andererseits sind die spieltechnischen
Anforderungen an den Solisten mitunter sehr violinistisch.
In jedem Fall handelt es sich um ein handwerklich solide gearbeitetes
Konzert, das durchaus geeignet ist, den Horizont des überschaubaren
Viola-Repertoires des 18. Jahrhunderts zu erweitern.
Komponist: Markus Heinrich Grauel.
Herausgeber: Phillip Schmidt.
Verlag: Ortus Musikverlag: OM191/2.