Ausgabe für Violoncello und Klavier.
Schwierigkeitsgrad: mittel.
Michael Töpel wurde 1958 in
Bremen geboren. Er studierte Komposition, Klavier, Musiktheorie,
Musikwissenschaft und Schulmusik für Gymnasium in Bremen und Lübeck. Von
1984 bis 1988 unterrichtete er an der Musikhochschule in Lübeck. Seit
1988 ist er als Lektor in einem internationalen Musikverlag für die neue
Musik verantwortlich. Michael Töpel hat mehrere Preise und Stipendien
als Komponist erhalten, er publizierte neben seinen eigenen
Kompositionen zahlreiche Klavierauszüge und edierte zahlreiche Werke,
darunter eine Reihe von Erstausgaben u. a. von Felix Mendelssohn
Bartholdy, Johannes Brahms, Hugo Distler und Jean Barraqué).
Vier
abwechslungsreiche und klangvolle Miniaturen für Violoncello und
Klavier: Abendlied für eine kleine Lokomotive, Sommerstück,
Wechselgesang, Die Jongleure. Die bildhafte und prägnante musikalische
Sprache dürfte für viel Musizierfreude sorgen.
Genau wie bei den
süßen 'Petits Fours', hier gibt es musikalisch vielfältige,
verführerische, 'Appetit anregende' kleine Stücke für Violoncello und
Klavier.
'Ebenso schmackhaft wie kalorienreich sind jene kleinen
konditorischen Wunderwerke, die der vorliegenden Komposition Michael
Töpels ihren Namen leihen. Man könnte boshafterweise ergänzen: ebenso
unwiderstehlich wie überflüssig. Lassen sich all diese Charakteristika
auch auf das Töpelsche Kleingebäck anwenden?
Fraglos handelt es
sich um charmante Petitessen, um gelungene Beiträge zum Genre
Spielmusik, wobei hinsichtlich der technischen Anforderungen dem
klavierspielenden Duopartner in punkto Griffsicherheit durchweg mehr
abverlangt wird als dem cellospielenden: Abgesehen von einigen
freihändig zu erreichenden hohen Flageolett-Tönen und wenigen weiteren
Ausnahmen verbleibt der Cellopart im Normalbereich zwischen C und a'.
Nur wenige Doppelgriffe gibt es zu vermelden, keinerlei großen Sprünge,
wohingegen der Klavierpart von durchaus professionellem Zuschnitt
geprägt ist und einige nicht unheikle Passagen aufweist.
Das
gleichsam abstrakteste der vier Kleingebäcke ist der an dritter Stelle
stehende, raffiniert ersonnene Wechselgesang, während im Schlussstück
Die Jongleure insbesondere durch ständig wechselnde Schwerpunkte
innerhalb des gleichbleibenden 9/8-Takts die Zusammenspiel-Qualitäten
der Interpreten auf den Prüfstand gehoben werden. Sehr elegant
präsentiert sich das Sommerstück (Nr. 2) 5/4-Takt und zahlreiche
Synkopen tun ein Übriges, um die zusätzliche Vortragsbezeichnung Leicht
und farbig, sanft schwingend Wirklichkeit werden zu lassen , während
im einleitenden Abendlied für eine kleine Lokomotive das Zuckerwerk
noch in recht bescheidener Dosis dargereicht wird. Das Stück beginnt mit
dem mäßig lustigen Effekt eines nachgeahmten Dampflok-Pfiffs (wer
erinnert sich überhaupt noch, wie so etwas in Wirklichkeit klang?)
mittels Flageoletts und kommt auch sonst im ungetrübten D-Dur recht
zopfig des Weges. In den anderen Stücken bedient sich der Komponist
einer erweiterten man könnte sagen: ungebundenen Tonalität, die
durchaus Frische und Originalität ausstrahlt.
Michael Töpel ist ein
vielseitiger Mann. Seit Langem als Lektor im Bärenreiter-Verlag
beschäftigt, tritt er als Herausgeber von Erstveröffentlichungen,
Arrangements und Klavierauszügen, außerdem als Publizist und Komponist
hervor. Für die Publikation seiner Petits Fours wählte er mit der
Edition Merseburger einen in Kasseler Nachbarschaft des Hauses
Bärenreiter befindlichen traditionsreichen Verlag, der sich seit über
150 Jahren als Hort der Kirchenmusik ebenso wie instrumentaler Schul-
und Spielmusik große Verdienste erworben hat.
Doch kehren wir zu
unseren Ausgangsfragen zurück: Unwiderstehlich? Das wäre gelinde
übertrieben. Überflüssig? Das wäre nicht gerecht. Kalorienreich? Zum
größten Teil. Schmackhaft? Unbedingt!'
(Gerhard Anders, das orchester 04/2011, S. 68)
Zeitschrift ensemble Ausgabe 1/11 Seite 74
Mit
einem Glissando in den höchsten Tönen des Cellos geht es los: Die
kleine Lokomotive ist bereit für ihre letzte Fahrt des Tages. Gemächlich
setzten sich die Treibstangen und Zylinder in Bewegung (pentatonische
Quintparallelen in beiden Händen des Klaviers, selbstverständlich poco a
poco stringendo), das Cello setzt ein signalartiges Motiv dazu und ab
geht die Reise übers Land. Eleganter kann man keine Studie für
rhythmische Präzsion und Timing schreiben, als es der 1958 geborene
Pianist, Komponist, Herausgeber und Verlagslektor Michael Töpel hier
tut.
Das Abendlied für eine kleine Lokomotive ist eine von vier
abwechslungsreichen und klangvollen Miniaturen für Violoncello und
Klavier. Die Musik klingt so, als hätte die Kompositionsklasse von
Gabriel Fauré eine Vertretungsstunde bei Giselher Klebe gehabt: tonale
und tonikale Grenzen freimütig überschreitend, in der Form jedoch dem
guten alten ABA-Muster ebenso wenig abgeneigt wie programmatischen
Elementen.
Man merkt übrigens, dass der Komponist nicht nur ein guter
Pianist, sondern auch ein erfahrener Herausgeber ist. Der Klaviersatz
ist immer durchsichtig, elegant und klangvoll und der Notentext ist mir
einer Akuratesse bezeichnet, die mancher Urtextausgabe gut antünde.
Und
so machen auch die übrigen drei Stücke mit so sprechenden Titeln wie
Sommerstück, Wechselgang und Die Jongleure augenblicklich Lust
auf mehr. Genau wie die petits four, die ich manchmal Samstags auf dem
Wochenmarkt am Kollwitzplatz kaufe.
Komponist: Michael Töpel.
Merseburger Verlag EM2116.